Und Tschüss… von Trennungs(un)sitten
© Text - Sandra Ottenbacher | Bild erstellt mit canva
Welche Führungskultur in einer Unternehmung herrscht, erkennen auch Aussenstehende sehr schnell daran, wie die Unternehmung sich von Mitarbeitenden trennt.
Speziell dann, wenn die Trennung von Mitarbeitenden nicht ganz den gängigen ethischen Grundsätzen entspricht, erfolgt die Verbreitung solcher Botschaften extrem schnell. Wie ein Lauffeuer. Es ist nicht aufzuhalten, nicht zu löschen und schon gar nicht zu kontrollieren.
Und so geschieht es häufig, dass sich die Leadership-Kultur eben auch in der Maske der Trennungs(un)sitten zeigt.
Der Mensch wird zum Instrument. Und wenn das Instrument seinen Zweck erfüllt hat, wird es ausgetauscht. Gegen ein neueres, schnelleres und billigeres. Wie bei den Smartphones.
Schliesslich will man dynamische, engagierte und leistungswillige Mitarbeitende. Zwischenmenschliches stört bei diesen Vorgängen und wird nach Möglichkeit vollkommen ausgeklammert.
Firmenkultur
Ein zu düsteres Bild der Firmenkulturen unserer Wirtschaft?
Nicht unbedingt. Die Globalisierung führt uns immer mehr hin zu diesen Instrumentalisierungen. Zum Ausgetauscht werden.
Erfahrungsschätze, Know-How und routinierte Arbeitsweisen versus Kostensenkung und vermeintlich höherer Produktivität. Ja, es wird auch durch die immer mehr Einzug haltenden – vielleicht noch zu sorglosen – Einsätze von KI zu Verlagerungen kommen. Eine Tendenz, die uns zunehmend bewusst wird und die es – dort, wo es wirklich angezeigt ist – aufzuhalten gilt.
Mensch als zentraler Baustein
Viel zu selten geworden sind in der heutigen Zeit Unternehmen, die den Menschen als zentralen Baustein für den Unternehmenserfolg einbauen.
Und zwar nicht immer das neuere, schnellere und billigere Model oder KI, welches selbstverständlich für den Ausbau der Unternehmung immer wieder und entwicklungsbedingt immer mehr benötigt wird. Sondern ein beständigeres Model als Fundament mit all seinem Know-How, seiner Erfahrung, seiner entfalteten und geschulten Fähigkeiten, Eigenschaften und persönlichem Engagement.
Und diese Modelle haben kein Ablaufdatum. Im Gegenteil. Sie werden meist wie der Wein erst mit den Jahren wertvoll.
KI kann unterstützen
Ersetzen sollten wir uns aber von ihr nicht lassen.
Auch wenn derzeit immer noch der Faktor Geld im Zentrum steht. Denn KI verlangt keinen Lohn, keine Sozialversicherungen, keine Freitage oder Pausen. Auch keine Ferien. Unfälle und Krankheiten? Fehlanzeige.
Doch KI ist – je nach Bereich und Branche – für Unternehmen nur dann wirklich von Vorteil, wenn die Menschen, die sie mit entsprechenden Inputs füttern, von ihrem Job auch was verstehen. Also sind wir auch hier wieder dabei, dass Erfahrung und Know-How in jedem Fall gebraucht wird.
Guter Output bedingt guten Input.
Und daher gilt es wirklich, sein Augenmerk darauf zu halten, wie man mit Menschen in Unternehmen umgeht.
Trennungsunsitten
Auch wenn in vielen auf Hochglanz polierten Firmen-Credos etwas ganz anderes steht, sind Trennungs(un)sitten in Unternehmungen leider immer noch verbreitet.
Mitarbeitende werden meist von jetzt auf nachher und ohne jegliche Vorwarnung auf die Strasse gestellt. Auch wenn es sich um einen ordentlichen Kündigungsvorgang handelt, werden viele Arbeitnehmende mit ihrer Wut, ihrem Schock und der panikartig aufsteigenden Verlustangst einfach allein gelassen.
Je nach Position darf der ‚zukünftige Ehemalige‘ dann auch noch gleich seine Sachen packen und den Schlüssel abgeben. Sich von Kollegen – dem internen sozialen Netz – verabschieden dürfen? Fehlanzeige. Welche Konsequenzen dies für den Einzelnen, die Abteilung oder die Unternehmung hat, wird oft nicht weitreichend genug durchdacht.
Die Kurzsichtigkeit solcher Handlungen macht einfach sprachlos.
Führungskräfte sind meist im Spannungsfeld zwischen der von CEO’s geforderten Wirtschaftlichkeit und der tatsächlichen Arbeitsleistungen und Mitarbeiterfähigkeiten eingeklemmt. Sind sie zudem eher weniger als Führungskraft geeignet, da sie die menschlichen Befindlichkeiten und Bedürfnisse nicht wahrzunehmen vermögen, geschieht es, dass sich solch beschriebene Situationen ergeben. Viel zu häufig und viel zu tragisch.
Dabei wäre es so viel nutzbringender, würden Chefs sich gerade beim Trennungsmanagement wieder vermehrt den menschlichen Werten verschreiben.
Und dabei spielt es keine Rolle, aus welchen Gründen das Arbeitsverhältnis endet. Wichtig ist vielmehr, wie damit umgegangen wird.
Denn die Bumerang-Effekte werden nicht ausbleiben. So oder so.
Kündigungen mit positivem Bumerang
Ob es sich um einzelne oder mehrere Mitarbeitende gleichzeitig handelt. Langjährige oder ältere Mitarbeitende aufgrund von Standortschliessungen oder sonstigen Organisationsänderungen entlassen zu müssen, ist weder für Vorgesetzte noch für die Personalabteilung angenehm.
Kann man jedoch bereits nach der Kündigung den betroffenen Mitarbeitenden externe Hilfe zur Seite stellen, welche bei der Bewältigung des Jobverlustes und bei der Neuausrichtung auf dem Arbeitsmarkt professionelle Unterstützung bieten, dann wird aus einer Negativ-Schlagzeile plötzlich eine Image-Werbung. Trotz Stellenabbau.
Und der Bumerang-Effekt? Auch der wäre da. Doch dann in positiver Hinsicht.
Und die Kosten?
Nicht immer gelingt es den Personalabteilungen Manager, CEO’s und Vorgesetzte von solchen Massnahmen zu überzeugen.
Finanzielle Betrachtungen sind auch hier bei der Durchsetzung solcher Vorschläge kontraproduktiv. Wenn schon aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen Stellenabbau betrieben wird, können doch im Gegenzug nicht noch weitere Kosten generiert werden.
Welche langfristigen und nachhaltigen Folgen solch eine Haltung nach sich zieht, wird häufig verkannt.
Die Verwunderung manch einer Unternehmung ist dann eben gross, wenn sie sich wieder auf Expansionskurs befindet und nicht mehr die geeigneten Fachkräfte einstellen kann. Wen wundert’s?
Die Kosten dafür sind dann in keinem Verhältnis mehr.